5-31-2015, Wertheim

Ein Stück New Orleans in Wertheim

Kulturkreis: Jazzformation »Heye’s Society« trifft mit ihren Interpretationen den Geschmack der Zuhörer

Ihre Mission ist die Kultivierung des »New Orleans Jazz«. Sie wollen die Musik, mit der Größen wie Louis Armstrong, King Oliver, Duke Ellington oder Bix Beiderbecke berühmt geworden sind, möglichst originalgetreu wiedergeben. Am Sonntag waren »Heye’s Society« zu Gast im Arkadensaal in Wertheim und begeisterten ihr Publikum.

 

 

Da sage noch mal einer: »Mit Jazz kann man in Wertheim niemanden hinter dem Ofen hervorlocken.« Dass das nicht stimmt, bewies der Kulturkreis und der für diese Musikrichtung im Verein verantwortliche Achim Camerer. Kaum ein Platz war im Arkadensaal leer, als »Heye's Society« die Bühne betrat.

Zwei Zugaben erklatscht

Mit viel Spielfreude begeisterte die Band, das sind Heye Villechner (Schlagzeug, Gesang, Moderation), Toni Ketterle (Kornett, Gesang, Moderation), Achim Bohlender (Klarinette), Mathias Götz (Posaune), Tino Roßmann (Piano, Vocal) und Leo Gmelch (Tuba), bei ihrem zweistündigen Auftritt das Publikum. Dieses wollte sich von den Musikern nach dem über zweistündigen Auftritt gar nicht trennen und erklatschte zwei Zugaben.

Auch wenn sie zum Teil schon mehr als sieben Jahrzehnte auf dem Buckel haben, leidet keiner der Musiker unter Verschleißerscheinungen. Und wenn es dem einen oder anderen mal zu schnell wird, dann nimmt er entweder eine schöpferische Pause oder er zwingt, wie der Gründer und Namensgeber der Formation, seine Kollegen in den ihm eigenen Takt. Aber das macht sie noch liebenswerter und entsprechend lösen alle Soli frenetischen Beifall aus.

Dem mit Höhepunkten des Jazz gespickten Programm drückte die Band ihren individuellen Stempel auf. Da seien vor allem die drei Instrumentalisten in der ersten Reihe genannt. Kornettist Toni Ketterle glänzte besonders beim Intro des »Westend Blues« von King Oliver und dem »Davenport Blues« von Bix Beiderbecke.

Technisch hervorragend präsentierte Klarinettist Achim Bolender den populären Song »Avalon« und »Aushilfsposaunist« Mathias Götz, der den etatmäßigen Christoph Wackernagel ersetzte, begeisterte mit seinem Soloauftritt bei »Stars fell on Alabama«.

Solide Rhythmusgruppe

Doch nicht nur die erste Reihe glänzte, auch der Pianist Tino Rossmann trat immer wieder solistisch in den Vordergrund. Vor allem als Sänger von »The Sheik of Araby« oder »That’s my home« trat er bravourös in den Vordergrund. Ansonsten bildete er gemeinsam mit dem Tubisten und dem Schlagzeuger eine solide Rhythmusgruppe, auf deren Boden sich die drei Soloinstrumente »austoben« konnten.

Apropos toben: Das Publikum tobte, als Heye Villechner »Ain’t she sweet« als Sänger zum Besten gab. Dieses Lied hat er im Hamburger Starclub mit einer damals noch relativ unbekannten Formation namens »Beatles« gesungen, ein unvergessliches Erlebnis, auch für das Wertheimer Publikum.

Peter Riffenach

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© Toni Ketterle